Unter dem Titel „Potentials of Renewable Energies for Sustainable Development“ fand am 15.11.2017 im Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) eine „JRF vor Ort“-Veranstaltung statt. Inhaltliche Beiträge lieferten die JRF-Institute Bonn International Center for Conversion (BICC) und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Moderiert wurde die Veranstaltung, die im Rahmen der offiziellen „Interconnections Zone“ des DIE während der UN-Weltklimakonferenz (COP23) stattfand, von Dr. Tilman Altenburg vom DIE. Rund 50 Gäste waren der Einladung nach Bonn gefolgt, davon zahlreiche internationale Delegierte der COP23.

Die „Interconnections Zone“ galt als Ort des transdisziplinären Austauschs zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft, politischen Entscheidungsträgern und anderen Stakeholdern zu Themen rund um Klimawandel und nachhaltige Entwicklung. Gefördert wurde die Veranstaltungsreihe vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Nach einer Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der JRF, Prof. Dr. Dieter Bathen, folgten zwei Vorträge aus den beteiligten JRF-Instituten, die Einblicke in ein aktuelles, gemeinsam durchgeführtes Forschungsprojekt gaben (MENA SELECT). Das Projekt widmet sich der Frage, wie eine nachhaltige Energieversorgung zur Stabilisierung der Regionen Nahost/Nordafrika beitragen kann.

> Eine Kurzbeschreibung des Projekts finden Sie hier.

Eindrücke:

Sharazad Far vom BICC widmete sich der Frage, welche partizipativen Ansätze zur Energieplanung in Entwicklungs- und Transformationsländern sinnvoll sind. Eine Herausforderung stellt dabei die Wechselwirkung zwischen lokalen Interessen und nationalen Entwicklungszielen dar. Als fruchtbar erwies sich beispielsweise die Methode der „stillen Verhandlungen“. Dennoch seien solche Ansätze zur Energieplanung kein Ersatz für eine kluge Strategie vonseiten der Politik. Frau Far unterstrich, dass mehr angewandte Forschung erforderlich ist, um das Verständnis für die gesellschaftlichen Entwicklungen zu erhöhen, die den Wandel von Energiesystemen insbesondere in Entwicklungs- und Transformationsländern und allgemeiner im globalen Süden begleiten.

Ole Soukup vom Wuppertal Institut widmete sich in seinem Vortrag der Frage, wie die Prioritäten von Stakeholdern in der MENA-Region durch eine Multikriterienanalyse berücksichtigt werden können. Dazu wird in der Forschung des Instituts der Analytische Hierarchie-Prozess (AHP) angewendet – ein mathematisches Instrument zur Berechnung von Prioritäten. Der Prozess dient der Gewichtung einer Reihe von Kriterien entsprechend der Präferenzen der beteiligten Interessengruppen. Bei den Untersuchungen stellte sich unter anderem heraus, dass es in allen drei Ländern (Marokko, Jordanien, Tunesien) ein sehr hohes Interesse an erneuerbaren Energien gibt, das beispielweise auf gestiegene Energiekosten, hohe Importabhängigkeiten und sinkende Systemkosten erneuerbarer Technologien zurückzuführen ist.

Als externer Vortragender nahm Rafat Assi von der Royal Scientific Society in Jordanien sein Land als Praxisbeispiel in den Blick. Der Energiesektor sorgte in Jordanien im Jahr 2012 für 84 Prozent der CO2-Emissionen. Die Regierung legte bereits im Jahr 2007 eine Energie-Strategie auf, mit dem Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Aktualisiert wurde die Strategie 2015 zu „Jordan 2025“. Insbesondere die jordanische Wirtschaft soll von der Last hoher Energiekosten zunehmend befreit werden, wodurch  ein hohes Wirtschaftswachstum erreicht werden soll. Im Fokus stehen Wind- und Solarprojekte.

Im Anschluss an die Vorträge fand eine zum Publikum hin geöffnete Podiumsdiskussion statt. Neben  den Vortragenden nahm hieran auch der internationale Gast Safa‘ Al Jayoussi von IndyACT / Climate & Energy Campaign (eine globale Liga unabhängiger Umwelt-, Sozial- und Kulturaktivisten) teil.

Programm zum Nachlesen: