Druck auf die Fläche – Suche nach neuen Antworten – So lautete das Thema der diesjährigen Konferenz für Planerinnen und Planer NRW, die am vergangenen Freitag im Dortmunder Rathaus stattfand und mit etwa 140 Teilnehmenden gut besucht war. Das Besondere der „Planerkonferenz“ sind ihr interdisziplinärer Zuschnitt und der Anspruch, aktuelle Fragen der Stadt- und Regionalentwicklung aufzugreifen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Planungspraxis sowie mit der Politik zu fördern. Diese Idee des wechselseitigen Wissenstransfers griff Prof. Dr. Uta Hohn (Ruhr-Universität Bochum) in ihrem Grußwort der Veranstaltenden auf und würdigte anlässlich des runden Jubiläums der Konferenz, die, 1995 gestartet, in diesem Jahr zum 20. Mal ausgerichtet wurde, vor allem die Tatsache, dass stets aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen an die Raumplanung und die Suche nach praxistauglichen Lösungen im Fokus der Tagungen gestanden haben. So sollte es auch dieses Mal sein. Gemeinsam begaben sich die Teilnehmenden auf die Suche nach Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit dem Druck auf die Fläche, ausgelöst vor allem durch den angespannten Wohnungsmarkt und die große Nachfrage nach Gewerbeflächen. Im Grußwort der Stadt Dortmund stellte Oberbürgermeister Ullrich Sierau heraus, dass es wachsende und schrumpfende Räume sowohl innerhalb einer Stadt, so auch in Dortmund, als auch innerhalb von Regionen gebe und Planerinnen und Planer zunehmend mit perforierten Stadtlandschaften umzugehen hätten. Allerdings könne man nur begrenzt voneinander lernen, da alle Städte verschieden seien.

Die Hauptvorträge am Vormittag begannen mit einer Rede von Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann (Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen), der den immer noch viel zu hohen Flächenverbrauch von ca. 10 ha pro Tag in Nordrhein-Westfalen thematisierte und in diesem Zusammenhang auf die Chancen der Flächenkreislaufwirtschaft sowie des Bündnisses „Allianz für die Fläche“ hinwies. Neben dem quantitativen Freiraumverlust sensibilisierte er die Zuhörer für qualitative Fragen der Flächennutzung und plädierte zudem für einen Einstellungswandel gegenüber dem verdichteten Wohnen. Danach stellte Charlotte Selter (Landeshauptstadt Düsseldorf) aus kommunaler Perspektive Strategien, Konzepte und Instrumente einer wachsenden Stadt vor, mit dem vermehrten Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen umzugehen, während Prof. Dr. Stefan Siedentop (ILS) aus wissenschaftlicher Perspektive die Problematik von Statistiken zur Flächeninanspruchnahme erläuterte sowie Ansätze der Siedlungspolitik darlegte, das Ziel des Flächensparens zu erreichen. Deutlich wurde, dass es sich bei der Flächeninanspruchnahme um ein persistentes Umweltproblem handelt und bislang keine Trendwende zu erkennen ist. Zudem findet die Flächeninanspruchnahme „am falschen Ort“ statt, da es an einer bedarfsgerechten Allokation mangelt. Die anschließende von Prof. Dr. Rainer Danielzyk (ARL/ Leibniz-Universität Hannover) moderierte Diskussion verdeutlichte die komplexe Gemengelage und Konfliktträchtigkeit dieser Thematik, betonte jedoch zugleich, dass intelligente und innovative Ideen vonnöten sind, um das anspruchsvolle Ziel des Flächensparens zu erreichen.

Am Nachmittag wurde das Leitthema der Tagung in parallelen Workshops unter vier Aspekten vertieft: 1. Siedlungsflächenmonitoring als Grundlage des Flächenmanagements (Referenten: Frank Osterhage, ILS, und Martin Harter, Stadt Gelsenkirchen), 2. Strategien der Flächenentwicklung (Referent/-in: Dr. Reimar Molitor, Region Köln/Bonn e.V., und Dr. Anke Valentin, Wissenschaftsladen Bonn), 3. Instrumente der Flächenpolitik (Referenten: Prof. Dr. Kilian Bizer, Universität Göttingen, und Ulrich Burmeister, Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen), 4. Wirkungskontrolle raumordnerischer Optionen zur Steuerung der Siedlungsflächenentwicklung (Referenten: Prof. Dr. Stefan Greiving, TU Dortmund, und Christoph van Gemmeren, Bezirksregierung Düsseldorf).

Anmoderiert durch Prof. Dr. Martina Oldengott (Emschergenossenschaft), warb zum Abschluss der Konferenz Prof. Dr. Axel Priebs (Region Hannover) in seinem Vortrag für eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der regionalen Planung und Abstimmung über die zweifellos nach wie vor hohen Flächenbedarfe. Als Mitglied des Beirates für Raumentwicklung berät er die Bundesregierung und brachte eine über das Land Nordrhein-Westfalen hinaus gehende Perspektive ein. Unter dem Titel „Eine wachsende Region braucht Flächen – aber auch regionale Planung und Abstimmung!“ rief er dazu auf, nicht Teil des Problems zu werden, sondern sich den Herausforderungen zu stellen und am Flächenproblem und seiner Lösung zu arbeiten. Denn als Planerinnen und Planer sollten wir sorgfältig und verantwortungsvoll mit dem Thema Fläche umgehen. In ihrer Verabschiedung dankte Prof. Dr. Martina Oldengott den Anwesenden für ihr großes Interesse und die Diskussionsbereitschaft und fasste die Ergebnisse der Konferenz zusammen. Die 20. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW habe deutlich gemacht, wie wertvoll das Gut „Fläche“ für eine nachhaltige Siedlungs- und Freiraumgestaltung sei. Daher komme es darauf an, über die sektoralen Grenzen hinweg Allianzen zu bilden, die Stadt- und Freiraum-, Klima-, Mobilitäts- und Umweltaspekte sowie Akteure aller Ebenen mit einbeziehen.

Veranstaltende

Die Konferenz für Planerinnen und Planer NRW wird alle eineinhalb Jahre veranstaltet in Kooperation von: ILS (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung), ARL (Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Landesarbeitsgemeinschaft Nordrhein-Westfalen (LAG NRW)) und DASL (Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen).

Ansprechpartnerin im ILS:
Sandra Paßlick
Telefon: + 49 (0) 231 9051-110